Manschetten von Neoprenhandschuhen
Wie mache ich die Armmanschette von Neoprenhandschuhen enger?


Viel zu weite Manschette
Wer kleine Hände und dünne Handgelenke hat, kennt das Problem. Wenn die Neopren-Tauchhandschuhe an den Fingern passen, sind sie am Handgelenk in der Regel viel zu weit. Nicht passende Manschetten sind eine Garantie für kalte Finger beim Tauchen. Tauchhandschuhe sind "Verschleißartikel", wer warme Finger haben will und viel tauchen geht, braucht mindestens jedes Jahr ein Paar neue. Und jedes Jahr beginnt der Ärger mit den nicht passenden Handschuhen erneut.

Stift zwischen Arm und Manschette
Das hier gezeigte Bild ist eigentlich nicht außergewöhnlich. Wenn das Handgelenk abgeknickt wird, entsteht der abgebildete Spalt. Das ist bei den üblichen Tauchbewegungen der Hand wie Valve-Drill oder beim Clippen von Boltsnaps fast immer der Fall. In der Folge fließt bei jeder Bewegung Wasser in den Handschuh und wärmt den See auf. Um das zu verhindern muss die Manschette auf einem möglichst breiten Stück glatt auf dem Handgelenk aufliegen. Wie ich bei der Modifikation von ein Paar neuen Handschuhen vorgehe, möchte ich nachfolgend beschreiben.

Umfang des Arms
Zunächst wird der Umfang des Handgelenks gemessen. In meinem Fall sind das gute 16 cm.

Innenmasse der Manschette
Die Manschette des Handschuhs misst innen 19 cm. Je nach Dehnbarkeit der Manschette kann der innere Umfang um bis zu 1 cm enger gemacht werden als der Umfang des Handgelenks. Im Fall des Everflex kann ich die Manschette also locker um 4 cm enger machen.

Schnittexperimente
Über die Art des Schnittes gibt es verschiedene Theorien. Primäres Ziel ist eine eng anliegende Manschette, die möglichst breit auf dem Handgelenk aufliegt. Da mir ähnliche Schnittarten bei meinen Nähprojekten immer wieder begegnen, wollte ich es genau wissen und habe ein wenig mit verschiedenen Schnittarten rumexperimentiert. Meine Experimentiermanschette ist aus Papier, misst einen Umfang von 20 cm und sie hat eine Länge von 14 cm. Papier ist nicht dehnbar und verzeiht daher keine Fehler beim Design des Schnittes. Insbesondere mussten beide Schnittkanten exakt gleich lang sein, sonst konnten die Manschetten nicht ohne Knittern und Falten zusammengefügt werden. Der Schnitt reicht 10 cm in die Manschette und der Umfang wurde um 2 cm bis maximal 8 cm reduziert. Meine Schlussfolgerung aus den Basteleien lautet: Je einfacher der Schnitt desto besser!

Moegliche Schnittarten
Damit die Manschette enger wird, muss in Querrichtung (vergleiche Skizze a) Material entnommen werden. Wird in Längsrichtung Neopren rausgeschnitten, so wird die Manschette kürzer, was vermieden werden sollte. Darüber hinaus sollten beide Seiten des Schnittes gleich lang sein, sonst kommt es zu seltsamen Verformungen. Durch die Dehnbarkeit des Neoprens kann man von dieser Anforderung in gewissem Maß abweichen. Das einfachste Schnittmuster das diese Forderungen erfüllt, besteht aus einem Rechteck und einem gleichschenkligen Dreieck gemäss Skizze b). Die Ecken und die Spitze werden beim Schneiden einfach weich abgerundet, wie in der hellblauen Linie gezeigt. Durch symmetrisches Verformen der beiden langen Kanten des Rechtecks können beliebige weitere Schnittmuster erzeugt werden. Der Schnitt in Abbildung c) hat theoretisch gegenüber der Urform b) den Vorteil, dass die Klebestelle weniger belastet ist. Die Zugkräfte in Querrichtung verteilen sich auf einen längeren Bereich und die Naht wird senkrecht zur Verklebung weniger belastet (Stichwort: Kraftvektor).

Schnitt anzeichnen
Bei dem Everflex wähle ich die Schnittstelle so, dass möglichst viele von den ursprünglichen Nähten wegfallen. Diese sind in meinen Augen potentielle Schwachstellen und Kältebrücken. Wenn ich den Schnitt an einer anderen Stelle ansetzen würde und die ursprünglichen Nähte bestehen lasse, habe ich nachher eine zusätzliche Schwachstelle. In dem gezeigten Beispiel hat das allerdings zur Folge, dass die oben beschriebene Forderung nach gleich langen Schnittkanten offensichtlich nicht mehr erfüllt werden kann. Ich habe allerdings nur das obere Dreieck unsymmetrisch ausgeführt und nutze in diesem Bereich die Dehnbarkeit des Neoprens zum Ausgleich der Längenunterschiede aus. Im Bereich der Manschette bleibe ich in einem möglichst langen Bereich strikt bei dem einfachen Rechteck.

Mit scharfer Schere ausgeschnitten
Also Mut fassen und mit einer scharfen Schere beherzt zuschneiden.

Zusammenkleben
Anschließend mit einem Neoprenkleber deiner Wahl wieder zusammenkleben. Auf dem Bild verwende ich noch ein paar Reste des technisub Neoprenklebers. Beim Kleben sollte man sich strikt an die Anleitung des jeweiligen Produktes halten. Seit 2007 klebe ich ausschließlich nach den Tipps von Uli Schreiber. Die Verwendung von dem einfachen Kontaktkleber anstelle der speziellen Tauchkleber hat sehr praktische Vorteile. Man kann den Kleber beliebig verdünnen und man kann ihn auf dem schwarzen Neopren sehr gut sehen. Durch die bessere Sichtbarkeit kann man den Kleber gleichmäßiger auftragen. Im Gegensatz zu vielen Anderen ist mir damit noch keine Naht wieder aufgegangen. Beim Zusammendrücken der Klebestellen beginne ich in der Spitze und arbeite mich langsam zum Handschuhrand vor. Eventuelle Abweichungen können auf dem letzten Zentimeter ausgeglichen werden.

Fertige Klebestelle von innen
So sieht die Klebestelle von innen aus. Eigentlich gibt es von innen keinen Unterschied zu der rausgeschnittenen Orginalnaht.

Vergleich Vorher - Nachher
Links vor dem Schnitt. Rechts nach dem Schnitt. Man kann auf dem rechten Bild am rechten Rand des Handschuhs sehr gut erkennen, wo der Bereich des rausgeschnittenen Rechtecks beginnt (knapp oberhalb der 5). Je nach Verarbeitung der restlichen Nähte ist ein solcher Handschuh beim Tauchen vollkommen trocken. Wärmer kann man Neoprenhandschuhe wahrscheinlich nicht machen. Einziger Nachteil: Man kann den Handschuh nur noch mit Hilfe von Seifenlauge oder sonstigen Schmiermitteln anziehen.

Beschichtung innen entfernen
Wer seinen Klebekünsten nicht traut, kann die Naht noch zusätzlich sichern. Meine letzten Verklebungen haben alle auch ohne zusätzlichen Schutz gehalten. Wer dennoch ganz sicher sein will, klebt beispielsweise ein kurzes Stück dehnbares Material wie Gummi oder Neopren über die Kante. Dazu ist es allerdings notwendig, dass die innere Beschichtung entfernt wird, auf diesem Zeug hält nämlich kein Kleber. Am Einfachsten wird die Beschichtung vorsichtig bei niedriger Drehzahl "weggedremelt".

Sicherung durch Neoprenband
Auf dem hier gezeigten Bild wird die Klebenaht durch ein 20 mm breites Stück Nahtband aus Gummi gesichert. Das Gummi hat den Vorteil, dass es sich ähnlich dehnen kann wie das Neopren. Deswegen kommt es an der Verklebung zu weniger Ermüdungserscheinungen im Neopren als wenn man festere, weniger dehnbare Materialien verwendet.

Sicherung durch Naht
Alternativ zum Kleben kann man die Klebeschnittstelle durch eine Verriegelungsnaht am Manschettenrand sichern. Solche zusätzlichen Nähte sieht man häufig bei neu gekauften Handschuhen. Mit einer kräftigen Nähmaschine reichen 4-5 Stiche. Man sollte allerdings keinen Baumwollfaden verwenden, der verrottet zu schnell. Alle reinen Polyester Garne in der Stärke 60 Nm sind zu empfehlen. Als Maschinennadel kann ich 70'ger Microtex empfehlen. Die Microtex Nadeln sind extrem spitz und verfügen über eine ausgeprägte Schaftrille, damit bleibt das Einstichloch möglichst klein und der Faden kann gut durch das Neopren gezogen werden. Alternativ zur Maschine kann man die Verriegelung natürlich auch von Hand nähen. Auf dem Bild sieht man eine solche Naht mit insgesamt 4 Schlingen. Gegenüber der oben gezeigten Sicherung mit Gummi hat diese Sicherung den Nachteil, dass der Faden nicht dehnbar ist und das Neopren auf Dauer an dieser Stelle einreißen könnte.

Stand: Januar 2009

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