Digitalisierung von Carrera GO!!! Turbo-Handreglern
Umbau der alten, mechanischen GO!!! Turbo-Handregler Nr. 61511, für alle digitalen Carrera D1XX-Bahnen
Seitdem ich meine analoge Carrera GO Bahn auf Digitalbetrieb umgerüstet habe, liegen die alten Regler im Regal und
verstauben. Zu Beginn meiner Carrera-Zeit habe bei diesen Reglern die Turbo Taste für meine Kinder entfernt
(
siehe Artikel "Einfach ohne Turbo" aus dem Jahr 2007).
Die Turbotaste war aus meiner Sicht eine Fehlentwicklung der Firma Stadlbauer,
insbesondere meine Kinder haben im Rennfieber häufig vergessen
die Turbotaste wieder loszulassen. Nach dem dritten Abflug haben sie dann schnell die Lust verloren, bis
ich letztendlich entnervt diese blöde Turbo-Taste ausgebaut hatte.
Angeregt durch den erfolgreichen
Parma Reglerumbau
bin ich vor Kurzem auf die Idee gekommen, meine GO Handregler ebenfalls zu digitalisieren.
Die Regler der GO sind viel kleiner als die Evo-, Pro-, D132-, D124-Handregler und haben einen Reglerweg von
knapp 2 cm anstelle der 2,5 cm. Daher bieten sich diese Regler insbesondere für kleine Kinder- oder
zierliche Frauenhände an. Der Umbau ist nicht besonders kompliziert und der Umbau kann obendrein für
Sparfüchse sehr attraktiv sein. Ein neuer D132/D124-Regler kostet ca. 35,- €, der kleine
GO-Handregler dagegen nur ca. 5,- €. Die Umbauteile wie Poti, Widerstand, Kabel und Stecker schlagen mit
2,- € zu Buche, so dass man bis zu 28,- € pro Regler sparen kann. Bei einer Neuanschaffung von
sechs Reglern summiert sich das auf 168,- €, das Geld kann man in der Anfangsphase besser
in drei neue D143 Wagen investieren.
Hier eine bebilderte Schritt-für-Schritt Anleitung, damit der Umbau auf jeden Fall zum Erfolg wird.
Was wird benötigt? Ein Schiebepotenziometer 10 KΩ, linear mit einem Schiebeweg von 2 cm,
Beispiel Conrad Best.-Nr.: 701866 - 62.
Ein Widerstand 1/4 Watt 10 kΩ. Ca. 2 m schwarzes Telefonkabel vieradrig, flach.
Ein RJ12-DEC Stecker und eine passende Krimpzange. Beim RJ12 Stecker und der Zange ist der Zusatz DEC
wichtig. Bei den normalen RJ12 Steckern, ohne Zusatz liegt die Verriegelungslasche in der Mitte, diese
passen nicht zu den restlichen Carrera Bauteilen. Die Stecker und die passende Krimpzange sind nicht in
jedem Haushalt üblich, eventuell einen Freund oder im Elektroladen um die Ecke fragen, ob sie mal
schnell einen Stecker auf das Kabelende krimpen können. Ansonsten benötigt man noch etwas Heißkleber,
und eine kleine selbstschneidende Schraube ca. 2mm Ø und 5 mm Länge (nicht auf dem Bild),
wie sie bei allen Carrera Teilen zu finden sind.
Sobald alle Teile vorhanden sind kann es losgehen. Schritt Eins, den Regler zerlegen.
So sieht der Regler aus, wenn man die zwei Schrauben gelöst und
den Deckel abgenommen hat. Alle Teile vorsichtig rausnehmen, das Kabel wird von der Platine
abgelötet, dieses brauchen wir als Einziges nicht mehr, der Rest wird wiederverwendet.
Im zweiten Schritt wird die Widerstandsplatine zerlegt. Wir benötigen die untere, größere der
beiden Platinen, auf der der Mikroschalter montiert ist. Die beiden Platinen werden durch die zwei
roten Plastiknieten zusammen gehalten. Entweder die Platinen vorsichtig mit einem Schraubendreher
auseinander drücken bis die Nieten reißen, oder die Nieten mit einem 3,5 mm Bohrer herausbohren. Anschließend
von der großen Platine die Metallhohlniete herausbohren, mit der der Widerstandsdraht festgehalten
und kontaktiert wird. Nach Entfernen der Metallkontaktierung kann der Widerstandsdraht einfach
von der Platine abgewickelt werden.
Die Drückerstange wird in zwei kleinen Schritten bearbeitet. Zuerst wird der Metallschleifer entfernt. Dazu
die Metallhohlniete mit einem 3,5 mm Bohrer rausbohren.
Anschließend kann die Sperre der Turbotaste mit einem Seitenschneider von der Drückerstange
abgeknipst werden. Bei der GO war die Turbotaste im Stillstand über dieses kleine
Plastikfähnchen blockiert.
Im Deckel die beiden kleinen Haltepinnchen mit dem Seitenschneider rausschneiden.
Die freigelegte Platine zurück die Schale setzen und das Poti mit etwas Heißkleber auf der Platine
festkleben. Dabei auf zwei Dinge achten. Erstens muss der Schleifkontakt vom Poti nach oben, das heißt
zum Mikroschalter zeigen. Wenn der Potischieber in der oberen Stellung steht, muss der Widerstand
zwischen Schleifer und oberem Potikontakt Null sein.
Zweites muss das Poti möglichst parallel zum Drücker ausgerichtet werden.
Das funktioniert sehr gut mit einem Lineal, dass an den Schraubsockeln ausgerichtet wird.
Hier noch ein Detailfoto von dem Schiebepoti. Die Kontakte 1 und 2 liegen oben und zeigen zum
Mikroschalter. Bei Verwendung anderen Potis muss der Einbau natürlich entsprechend angepasst werden. Das Prinzip
bleibt jedoch gleich. Im Ruhezustand des Reglers muss der Widerstand zwischen Schleifer und oberem
Kontakt Null sein. So lässt sich das Poti später sehr einfach und ohne zusätzliche Drähte mit Masse am
schwarzen Draht verbinden.
Als nächstes kann der Schieber von dem Poti mit dem Drückerstange des Handreglers verschraubt werden.
Dazu den Stift mit Feder zusammen mit der Platine in die Halbschale einsetzen. Das Poti ganz nach
oben schieben. Anschließend Schieber und Drückerstange mit einem 1,5 mm Bohrer durchbohren. Danach
das Poti rausnehmen und das Loch im Schieber mit einem 3 mm Bohrer erweitern.
Jetzt alles wieder die Halbschale einbauen und mit einer passenden Minischraube aus den
Bastlerrestbeständen verschrauben. Wichtig ist, dass der Schieber des Potis in der gezeigten
Ruhestellung auch wirklich am oberen Anschlag steht. Sollte das nicht der Fall sein, kann das
Loch in der Drückerstange mit weiteren Bohrungen aufgeweitet und somit die Position der
Schraube noch etwas nachjustiert werden.
Der Schaltplan ist simpel und selbsterklärend. Mehr braucht man für einen funktionierenden Digitalregler
eigentlich nicht. Ich frage mich mittlerweile, womit die Firma Stadlbauer die Mehrkosten von 25,- €
gegenüber dem Go-Regler rechtfertigt? An den Bauteilkosten und dem bisschen mehr Plastik für
den größeren Regler kann es doch sicher nicht liegen.
Liegt das Poti richtig herum, ist die Verdrahtung des digitalen GO-Reglers ein Kinderspiel.
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Hier ein Bild vom fertig verlöteten, digitalen GO-Regler. Nach dem Löten sind nun noch ein paar
mechanische Arbeiten notwendig, der Regler funktioniert sonst nach Einbau des Tasters nicht.
Der rote Hebel des Tasters blockiert nämlich den Regler. Die Schraube zwischen Poti-Schieber und
Reglerstange steht zu weit raus, die Schraube bleibt an einer kleinen Kante am unteren Ende des
Tasters hängen. Damit der Regler reibungsfrei funktioniert
muss der Schraubenkopf abgefeilt werden und alle Teile des Schiebers die über den Schraubenkopf hinausragen
müssen weggeschliffen werden (gelber Kreis). Darüber hinaus muss die Kante am unteren Ende
des Hebels (grüner Kreis) entfernt werden. Vergrößerte Darstellung
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Wenn die Mechanik auch im zugeschraubten Zustand störungsfrei funktioniert, kann die Platine noch
mit einem Klecks Heißkleber an der unteren Halbschale fixiert werden.
Zu guter Letzt fehlt nur noch der passende Anschluss. Hier ein Detailbild vom fertig gekrimpten Stecker.
Der RJ12-DEC Stecker kann bis zu sechs Adern kontaktieren, benötigt werden in diesem Fall aber nur vier. Die beiden
äußeren Kontakte bleiben einfach frei. Wer über keine passende Krimpzange verfügt, der kauft die
Bauteile einfach beim Elektrohändler um die Ecke und bittet ihn darum, den Stecker schnell aufzukrimpen.
Aber bitte auf die richtige Position und Reihenfolge der Adern achten. Weitere Info zum Krimpen der
Kabel findet ihr in der
Anleitung zum Umbau der Parma-Pistolenregler.
Der Umbau dauert je nach Bastelerfahrung zwischen einer und zwei Stunden. Dafür wird
man aber mit einem guten und kostengünstigen, digitalen Handregler belohnt. Wie immer wünsche ich viel
Spaß und Erfolg beim Nachbauen.
Erstveröffentlichung: November 2013